Zugegeben, 2016 hat es bereits irgendwie angefangen;

ganz allmählich, mehr oder weniger unbemerkt und fast wie nebenbei;

                       2017 war es dann aber schon nicht mehr zu leugnen...

...und spätestens jetzt ist alles klar:

 

Das Pappmaché-Fieber hat mich gepackt...  :-)

 

 

...und was nun folgt, ist die Geschichte einer wunderbaren Freundschaft.

 

Einer Freundschaft mit mir selbst und meinen verrückten "Einfällen".

Einer Freundschaft zwischen einem Haufen Zeitungsschnipseln, dem Kleistereimer, Dingsbums, Krimskrams und mir  ;-)

 

Zug um Zug, war die Kleisterliebe durch eine, mir bis dahin verborgene, Hintertür in mein Gemüt gekrochen und hatte schließlich mein Herz im Sturm erobert.

 

Dabei hatte alles so ganz harmlos angefangen...

In einer Zeit, in der ich weder Raum noch wirkliche Muße für die eigene künstlerische Arbeit hatte, habe ich irgendwann eine Welt am Boden des Kleistertopfes gefunden,

die noch immer die Kraft hat mich unverzüglich ins pure Glück zu stürzen.

Es ist eine zeitlose, magisch-verrückte Welt, die ich dort für mich entdeckt habe.

Eine Welt, bevölkert von Wesen, die hier wohl schon immer existieren,

die aber nun von mir - oder besser gesagt, durch mich - in unsere Realität hineingeboren werden wollen.

Wenn es mir gelingt, beim Arbeiten meine eigenen Vorstellungen und mein angebliches Wissen um schön oder nicht schön, um richtig oder falsch weitestgehend beiseite zu lassen,

wenn ich beim Arbeiten innerlich ganz still werde,

irgendwann dann nur noch Hände und Augen bin,

wenn der Kleister und ich eins sind

und ich es schaffe, einfach auf das zu lauschen, was meine Intuition oder auch das Flüstern aus dem Hyperraum mir erzählt...

                    ...immer dann, werde ich mit einem neuen kleinen, papiernen Wesen aus dem Irgendwo belohnt.

 

So gesehen ist das Arbeiten mit Papier und Kleister für mich mittlerweile zur besten Form der Meditation geworden.

                                   ...und dabei wollte ich damals doch nur ein paar Demo-Objekte für die von mir angebotenen Kinderkurse anfertigen... ;-)

 

Nun denn, seitdem stöbere ich leidenschaftlich auf Flohmärkten, Kellern und Dachböden nach altem, rostigem Kleinkram, nach Knöpfen, Bimmelchen und leicht angegammelten Häkelspitzen, antiken Glasaugen und den zierlichen Porzellanärmchen ansonsten wahrscheinlich längst zerbrochener Püppchen.

Liebe Menschen wissen das mittlerweile schon und denken daher an mich, bevor sie etwas wegwerfen...  :-)

 

Danach gefragt, was die Pappmaché für mich bedeutet, kann ich nur antworten, dass all diese Wesen, die in den vergangenen knapp zwei Jahren in meinem Atelier "das Licht der Welt erblickt haben", für mich so etwas wie meine wunderbaren Kinder geworden sind.

Wie Kinder, führen sie zuweilen ein intensives Eigenleben, bringen mich dann an den Rand der Verzweiflung und haben, jedes für sich, einen ganz eigenen und individuellen Charakter.

Wie Kinder, werden sie mich höchstwahrscheinlich dann auch irgendwann einmal verlassen, um ein Leben an der Seite von jemand anderem oder in einer anderen Familie zu führen.

Manche von ihnen haben es auch bereits getan...

Wie dem eigenen Kind, wünsche ich jedem von ihnen hierzu das Beste.

 

            Aber genug der Vorrede, schau einfach selbst.

 

 

Das da unten ist Gwendolin.

Gwendolin weiß natürlich längst nicht alles...

...dass aber alles im Leben mindestens zwei Seiten hat, war für sie eigentlich schon immer klar.

 

Warum sie die Welt dann auch grundsätzlich mit zwei recht unterschiedlichen Augen betrachtet.    

                                                                                                                                            ..na immerhin!

 

Foto: Joachim Klein

 

 

Foto: Joachim Klein

 

Gwen mag außerdem schöne Schuhe und lebt auf unübersehbar großen Füßen...

...zusammen mit ihrer kürzlich gemachten Kirmesbekanntschaft, der stets etwas missgelaunt dreinblickenden Hasenballonfrau Mary-Lou,

begegnet sie dem Leben mit jener freundlichen Entschlossenheit und dem Mut, den tatsächlich nur die wahrhaft Furchtlosen ihr Eigen nennen.

 

 

 

Foto: Joachim Klein

 

...und das da oben ist Lennard.

 

Lennard ist fast so was wie ein kleines Brüderchen von Gwen.

Frech, verwegen und wie alle kleinen oder größeren Brüder, manchmal etwas nervig aber dennoch stets heiß geliebt   ;-)

 

 

Lucy und der Bär

Beide haben schon so einiges hinter sich.

 

           

         Foto: Stefanie Weber

 


Schätzungsweise hat der Bär, nach zahlreichen gewonnenen oder auch verlorenen Schlachten in diversen Kinderzimmern

und etlichen, vermeintlich vergeudeten Jahren in einer allmählich zustaubenden Dachboden- oder Kellerkiste, schließlich den Weg auf den Flohmarkt gefunden...

                                                   

Dort haben sich dann glücklicherweise unsere Weg gekreuzt.


 

                  

Fotos: Dagmar Latz

 

   

Ziemlich unmittelbar empfand ich den Bären dann als einen wundervollen Gefährten für Lucy, zu der ich bereits von Anfang an eine tiefe und innige Seelenverwandtschaft verspürte.

Lucy, die in ihrer etwas unfertigen, irritierend asymmetrischen Erscheinung,

alleine und so zittrig und unsicher auf ihrem Podest stand,

dass sie ganz unbedingt etwas oder jemanden brauchte, an dem sie sich irgendwie festhalten konnte...

 

 



 

 

Serge kam mehr oder weniger unerwartet in mein Leben.     


Ursprünglich sollte er nämlich jemand ganz anders werden.

 

Aber das habe ich ja bereits erwähnt, manche Wesen sind sehr eigenwillig und wollen nun mal sooo unbedingt in diese Welt, dass mir oft keine Wahl bleibt,

als ihnen bei ihrer Transformation vom Reich der Ideen in die hiesige Materialität zu verhelfen.

 

Serge ist trotz seines offensichtlichen Dickkopfes, unbeschwert und ohne Angst.

Von seinem erhöhten Standpunkt aus, verliert er so gut wie nie den Überblick über die Geschehnisse im Universum.

 

Dabei sitzt er fest und ausreguliert auf seinem roten Kissen...

 

Foto: Joachim Klein

 

...ist gleichzeitig jedoch stets bereit sich fallen zu lassen, wenn die Dinge des Lebens dies irgendwann erfordern sollten.

 

 

Foto: Joachim Klein

 

 

 

 

Der Klabauter ist – wie wir alle - ein Wunderwesen aus Erinnerung und speziellen Geschichten:

 

 

Foto: Joachim Klein

 

 

...der hölzerne Flügel - ein Geschenk des Ozeans, angeschwemmt an den weißen Sandstrand von Praa-Sands im äußersten Südwesten meiner eigentlichen Seelenheimat...

- ein paar Flickstücke aus der Lumpenkiste einer lieben Freundin, die die Kittelschürze neu erfunden hat.

- ein Glasauge aus dem Internet.

- der linke Arm: ein rostiges "Keinerweißwasesist" - und dies einfach so im Wald gefunden...

- der rechte: zusammengesetzt aus einem "chromigen, unbekannten Ding" vom Dachboden meines gestorbenen Papas

  und einem, vom Waldboden aufgelesenen und zurecht gesägten Hölzchen.

  Das Ganze verziert mit ein bisschen Häkelspitze, einem gebogenen Draht, etwas rostiger Patina und jeder Menge Liebe zum Detail.

- ein Knopf aus Trier - und dieser, ganz ehrlich gekauft!

- ein Granitsockel, der auf dem Foto gerne unsichtbar bleibt - gefunden in einem Steinbruch in Oberbayern - und ehrlich gesagt, dann ganz einfach so mitgenommen...
 

- sein Körper - insgesamt ein logarithmisches Wunderwerk.


Nachts höre ich manchmal das helle Gebimmel seines Messing-Glöckchens - wenn er mal wieder heimlich durchs Kunstwohnzimmer klabautert.
 

Wenn du dich je entschließen solltest dem Klabauter ein neues Zuhause zu geben,

erzähl ich dir im Übrigen gerne, wo all die restlichen Elemente seiner erstaunlichen Existenz herstammen.

 

 

 

Foto: Joachim Klein

 

 

 

 

Paul hat - ähnlich wie Serge - eine recht spannende und turbulente Entstehungsgeschichte hinter sich.

Hatte ich mir doch überlegt, einen Besucher aus fernen Galaxien gestalten zu wollen...

 

Aber - ich hätte es ja längst wissen müssen!

...und ich wiederhole mich:

Nicht ich habe zu entscheiden, wer oder was in meiner Kleisterkammer WERDEN will.

 

Plötzlich, nachdem die eigentliche Arbeit mit Kleister und Zeitung mehr oder weniger fertiggestellt war und ich anfing mir über die weitere Vorgehensweise Gedanken zu machen,

fand ich mich beim Häkeln eines passenden Pullis aus irischer Wolle wieder - Donegal heißt das Garn.

Das Schiffchen kam ebenso fast von alleine, wie das Haus, das mich dann aber unweigerlich an die bunten Häuser von Kerry erinnerte.

Hätte Paul noch Haare - ich meine bei dem Teint - müssten sie doch höchstwahrscheinlich unbedingt rot sein....!?

 

 

Foto: Joachim Klein

 

Pünktlich zum Fotoshooting fing es dann - ganz wie ich es oft auch in Irland erlebt habe - erst einmal an kräftig zu regnen.

Vielleicht wirkt das Gras im Hintergrund ja dann auch deshalb so wunderbar irisch und herrlich grün ???

 

 

 

 

Die Straße war noch immer nass als Joachim und ich Shalimar in ihrem Wundergefährt in Position brachten.

Der Name Shalimar kommt - wie das Internet zu berichten weiß - aus dem Persischen und bedeutet "Die reinste aller menschlichen Freuden" oder auch "Wohnsitz der Liebe".

Ist doch schön  !?

Dass sie so heißt, hat sie mir irgendwann kurz nach ihrer Entstehung leise und tatsächlich völlig ungefragt zugeraunt.

Für mich ist der Name allerdings vorrangig mit Irland und weniger mit dem vorderen Orient verbunden.

Gibt es doch dort ein wunderbares, kleines Ferienhaus mit eben diesem Namen und einem herrlichen Blick auf die St. Finian's Bay.

 

Sollte ich je verrückt und MUTIG! genug sein, um hier alles hinter mir zu lassen, dann würde ich mir wünschen in einem solchen Haus leben zu dürfen...

...am liebsten mit Katze ;-)

 

Foto: Joachim Klein

 

 

 

Wer mich kennt, weiß es längst:  

                                                  

Ich mag Katzen!

gelbe - rote - blaue - getupft und gestreifte und an ganz verwegenen Tagen manchmal sogar geblümte...

 

...und so kommt es wohl auch, dass sich Katzen

                - ganz gleich in welcher Technik ich gerade bevorzugt arbeite -

in den unterschiedlichsten Interpretationen auch immer irgendwie in meinem aktuellen Tun wieder finden.

 

Foto: Joachim Klein

 

Ich denke, Felina Flores spricht für sich selbst.

Auf den ersten Blick wirkt sie klar, aufgeräumt und optimistisch.

 

Und doch birgt sie ein Geheimnis, eine Überraschung, die ich anfangs tatsächlich selbst nicht für möglich gehalten hätte...

 

 

Foto: Joachim Klein

 

Spannend, wie sich dies wohl weiterentwickeln wird.... ???

 

 

Das blauhaarige Mädchen besitzt - es ist nicht zu leugnen - ein mehr als verschlossenes Wesen...

...denn obwohl wir uns jetzt schon mehrer Monate kennen, hat sie mir noch immer nicht ihren wahren Namen verraten.

Ich hab noch nicht aufgegeben.

"Hey du, blauhaariges Mädchen," rufe ich manchmal, "wie heißt du denn nun eigentlich?"

Dann versuche ich ganz angestrengt zu lauschen, mach hin und wieder sogar ein paar Vorschläge.

"Heißt du vielleicht Sabine oder Kerstin, Mara oder Jasmin?"

Ich kann mich irren, aber ich bilde mir ein, dass sie dann manchmal fast unmerklich den Kopf schüttelt.

Meistens aber bleibt sie einfach ganz still, schaut mit diesem - für sie so typischen - versonnen, verträumten Ausdruck in die Welt und schaukelt geräuschlos und sanft mit den Wellen des Windes...

 

 

Foto: Joachim Klein

 

 

 

 

 

Fortsetzung folgt.....